Die Zitronen des Lebens oder 99 Gründe glücklich zu sein – Nr. 48

Als Jobsuchende schreibt man quasi in ein schwarzes Loch hinein. Bewerbungen verschwinden im starken Sog der Hoffnung, aber kein Laut dringt zurück. Stille überall. Höfliche Absagen scheinen passé. Sowieso Höflichkeit. Der Weg zur bezahlten Arbeit ist gesäumt von einer Art lässiger Gedankenlosigkeit. Den Vogel abgeschossen hat in der Hinsicht eine Deutsche, die hier vor Ort ein Übersetzerbüro betreibt. Bei ihr hatte ich mich vor Urzeiten einmal für eine Stelle beworben, aber eben, nie etwas gehört. Bis zu jenem besagten Tag im September.

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In einer Mail schrieb sie mir, sie hätte meinen CV wiedergefunden. Ich sei genau die Person, die sie suche, eine Redaktorin für ins Deutsche übersetzte Texte. Wow! Ich kam mir vor, wie die dünne 16-jährige, die für eine Modelkarriere entdeckt wird. Ich könne eigentlich jederzeit anfangen, aber der Form halber solle ich doch noch einen Probetext redigieren.

Gesagt, getan. Mit dem Resultat war sie superzufrieden. Sie lud mich auf ein weiteres Gespräch ein, um die Mitarbeiter schon mal kennenzulernen und alles Weitere zu klären. Im Laufe dieser Gesprächsrunde, in der ich mich quasi schon als zum Team gehörend zurücklehnte – die Kinderbetreuung war mittlerweile organisiert und während der allfällig anstehenden flexiblen Überstunden wollte mein Mann sich um die Kinder kümmern – stellte ich fest, dass es sich mitnichten um ein nettes Kennenlernen handelte. Ich saß gerade mitten in einem Jobinterview und die drei Leute um mich herum waren absolut nicht bereit, die Kaffeemaschine mit mir zu teilen. Es hing eine geradezu feindselige Atmosphäre in der Luft, die ich zu Beginn noch als „gegenseitiges Abtasten“ gedeutet hatte. Madame Deutsch hatte also doch nicht soviel zu sagen, wie sie vorgab.

Aber das Geilste kommt zum Schluss. Die Begründung für die Absage war, dass man sich nicht vorstellen könne, dass ich die Kinderbetreuung geregelt kriege und man lieber jemanden ohne Kinder einstellen möchte, der jederzeit zur Verfügung stehen könne.

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Soso. Wildfremde Menschen machten sich tatsächlich Sorgen um meine Kinder. Wie ist das eigentlich mit Mütterdiskriminierung?

TShirtverschmiert

Und was hat das alles mit Glück zu tun? Man muss nun kein Stoiker sein, um zu begreifen, dass man den Mist, den das Leben so anschwemmt, am besten schweigend umarmt. Alles ist erträglich, solange man sich nicht verrückt machen lässt. Oder, noch besser, man presst die Zitronen des Lebens aus und backt daraus Zitronentarte. Seeeehr tröstend und lecker!