99 Gründe glücklich zu sein – Nr. 38

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Blättert man als Übergangshandlung so ein bisschen in Schopenhauers »Aphorismen zur Lebensweisheit«, findet man folgenden Satz: »Der allgemeinste Überblick zeigt uns, als die beiden Feinde des menschlichen Glückes den Schmerz und die Langeweile.«

Unschmerz und Unlangeweile wären dann so etwas wie die Freunde des Glücks, aber nicht das Glück selbst. Nach Schopenhauer haben wir in der Hinsicht sowieso schlechte Karten, denn wir können uns beiden Zuständen nicht entziehen. Die Abwesenheit von Schmerz führt zu Langeweile, die Abwesenheit von Langeweile führt zu Schmerz. Unser Leben oscilliert zwischen den beiden Polen, der eine aus Noth und Entbehrung geboren, der andere aus Sicherheit und Überfluss. Wir werden das Glück so niemals finden.

Das klingt nun fast so zynisch, wie meine Feststellung in Glücksgrund Nr. 37, dass das Glück doch eher etwas Langweiliges sei und in dem Zusammenhang fällt mir gerade noch etwas anderes ein: Es gibt Leute, die sich darüber mokiert haben, ich würde mit erhobenem Zeigefinger agieren, sie zum Teetrinken an- und vom Alkohol abhalten und ihnen nicht die kleinste Freude gönnen. Solchen Humorlosen sei gesagt: Lara Palara interessiert sich nicht für das Konsumverhalten einzelner Leute, falls es mal so klingen könnte, ist es mit Sicherheit ironisch gemeint. In der Philosophischen Küche wird versucht, über das Leben ganz allgemein (und damit zwangsweise über das ewig konsumierende Subjekt) nachzudenken und eventuelle Schlüsse zu ziehen. Die einen können etwas damit anfangen, die anderen nicht. Jeder und jede ist eingeladen, sich bei mir an den Küchentisch zu setzen und das Wachs vom Holz zu kratzen. Niemand wird dazu gezwungen.

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Zurück zu Arthur. Arthur nämlich, so stelle ich mir vor, hätte heutzutage gar keine Zeit mehr von Langeweile zu sprechen. Arthur, als eigenbrötlerisches und eventuell auch recht einsames Geschöpf, wäre vielmehr ein Serien-Opfer. Arthur hätte die Neigung zum Binge-Watching. Ganz sicher. Auch vor der Glotze kann man philosophische Schlüsse ziehen und nicht zu knapp. Im großen Ohrensessel, in seinen dicken Morgenrock gehüllt, ein Bierchen auf den Oberschenkeln, sein Pudel, der auf gewisse Weise unsterblich war, zu seinen Füssen… Ein erhebendes Bild irgendwie. Vor der Glotze könnte er sich dann auch gleich noch von seiner Frauenfeindlichkeit, die er selbstverständlich nur noch indirekt und diskret pflegen würde, kurieren lassen. Er könnte beispielsweise Fargo von den Coen-Brüdern schauen. Die Serie meine ich. Es gibt nicht so viele Filme, mit einer guten weiblichen Hauptrolle. Man muss für jeden dankbar sein. Bereits im Film aus dem Jahr 1996! war die hochschwangere Polizistin Marge Gunderson im Grunde die Hauptfigur. Aber auch in Fargo Season 1 könnte Arthur diesem Weibsbild von Polizistin zuschauen, wie sie sich gegen die Ignoranz ihrer Arbeitskollegen, allen voran wunderbar verkörpert durch Bob Odenkirk, durchsetzt, wie sie sie alle rein durch ihre Intelligenz aussticht und dies ganze zehn Episoden lang. Ob Arthur dabei auch noch glücklich würde, ist zu bezweifeln. Aber, an Langeweile wird heute zumindest kaum mehr jemand unglücklich.