Ratlos in den Abgrund starrend

Aller Hybridität zum Trotz braucht der Mensch eine Identität, oder auch zwei, das ist die Meinung der Redaktion, auch wenn viele sie dafür als Langweilerin verlachen würden. Und auch wenn diese Identität nichts als eine Illusion ist, ist es doch die ganz eigene Illusion. Die Illusion, die es braucht, damit man abends als dieselbe Person zu Bett geht, als die man morgens aufgestanden ist. Das hilft einem durch den Tag, echt.

Zu so einer Illusion gehört, dass man im Laufe seines Lebens Überzeugungen aufbaut und je mehr man an solchen festhält, desto gefestigter scheint die Identität. Bis sie dann im Alter erst zur Sturheit, und dann zur Verzweiflung umschlägt, weil die Welt nicht mehr so ist, wie man sie sich einst ausgedacht hat.

Auch die Redaktion ist immer eifrig einer solchen Identität nachgegangen und hat sich im Laufe ihres teilweise verwirrenden Lebens an drei No Go-Zonen festgehalten: 

  1. Keine Merchandise-T-Shirts tragen (allenfalls von irgendeinem obergeilen Philosophen)
  2. Keine Star Wars-Filme schauen (und selbstverständlich auch keine Star Wars-T-Shirts tragen und auch keine Star Wars-Unterwäsche etc.)
  3. Fußball uninteressant finden

Und was geschieht? In genau zwanzig Minuten wird die Redaktion auf dem Sofa sitzen und Fußball schauen, nein mitfiebern!, mit den sogenannten Schweizer Underdogs und sich einmal mehr fragen: „What the f….am I doing here?“ Und nicht nur das, sie wird sich auch an diesem frühen Abend fragen, ob nicht der gefestigte Teil der Person diese crisis wenigstens in einen brauchbaren Text verwursten könnte, denn alles was bisher dabei herausgekommen ist, ist das hier.